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Der Tiger

Tiger, Tiger, Feuerspracht
in der Dschungeln dunkler Nacht:
Welches Aug‘, welch‘ ew’ge Hand
formten Deiner Schrecken Brand?

In welch‘ Himmeln ungeheuer
brannte Deiner Augen Feuer?
Wessen Flügel, wessen Hand
wagte sich an diesen Brand?

Welcher Schulter Können wand
Deines Herzens Sehnenstrang?
Wer, als Herzens Schlag begann,
furchtbar Hand und Fuß ersann?

Welche Kett‘ und Hammer fand
in welch‘ Esse den Verstand?
Welcher Amboß, welche Welt
Deine Todesschrecken hält?

Als der Sterne Speer herab
Tränen unserm Himmel gab:
Hat vollbracht er’s und bedacht,
dass er Lamm und Dich gemacht?

Tiger, Tiger, Feuerspracht
in der Dschungeln dunkler Nacht:
Welches Auge, welche Hand
wagten Deines Schreckens Brand?

– William Blake

Pablo Neruda – Gedicht XV

Mir gefällt´s, wenn du schweigst, als
wärst du in der Ferne.
Du hörst mich dann, als käme mein Wort weither geflossen.
Deine Augen, so scheint es, sind heimlich fortgeflogen,
und ein Kuß hat, so scheint es, dir deinen Mund verschlossen.
Weil jedes Ding erfüllt ist vom Leben
meiner Seele,
tauchst du auf aus den Dingen, erfüllt von meinem Wesen.
Ein Falter wie aus Träumen, ähnelst du meiner Seele,
und das Bild deines Daseins läßt das Wort Schwermut lesen.
Mir gefällt´s, wenn du schweigst, als
wärst du nicht zugegen.
Du bist dann wie ein Falter, weinend, daß man dich wiege.
Und du hörst mich von weitem, kein Laut kann dich berühren:
Laß drum, daß jetzt mein Schweigen in deinem Schweigen liege.
Laß, daß ich zu dir rede mit deinem
eigenen Schweigen,
klar wie die stille Lampe, schlicht wie ein Fingerring.
Wie Nachtluft bist du, lautlos, von Lichtern überfunkelt.
Du schweigst mit Sternestille, ein fernes, kleines Ding.
Du gefällst mir im Schweigen, denn da bist
du wie ferne.
Entrückt, von Schmerz gezeichnet, als längst du schon im Grabe.
Es genügt mir ein Wort dann, ein Lächeln nur, ein kleines.
Und ich bin fröhlich, fröhlich, daß ich dich bei mir habe.

Ich denk an dich

Leise rauscht der Wind an uns vorbei,
streift sanft Dein Gesicht, neckt Dich frech,
ich schaue Dich an,
und weiß wo ich hingehöre, zu wem ich gehöre,
wen ich so unendlich liebe,
erneut schaue ich Dich an,
schaue ins Nichts

Langsam erkenne ich die Realität,
erinnere mich an den Wahnsinn,
der so unerwartet über mir zusammenbrach,
hebe die Scherben auf,
schneide mich,
und verliere mich wieder in unserer Vergangenheit,
oder ist es nur eine Illusion?

Dein Duft umkreist mich,
jagt hinter mir her,
verfolgt mich,
vielleicht ist es auch bloß mein Verlangen,
mein Festhalten an Dir,
ich schaue Dich an,
Du stehst beschützend neben mir,
ich schaue ins Nichts

Langsam erkenne ich die Realität,
erinnere mich an den Wahnsinn,
der so unerwartet über mir zusammenbrach,
hebe die Scherben auf,
schneide mich,
und verliere mich wieder in unserer Vergangenheit,
oder ist es nur eine Illusion?
Energisch ermahne ich mich,
die Vergangenheit ruhen zu lassen,
ins morgen zu sehen,
Pläne zu schmieden,
die Freiheit, das Leben zu genießen,
doch dann sehe ich Dich neben den
Eichen stehen,
Du winkst mir zu, lächelst mich an,
oder ist es nur eine Illusion?
Gedicht gefunden bei www.gedichte-garten.de